Samstag, 6. April 2013

Erinnerungen (Teil: 2)

In der wenigen Freizeit die ich hatte, wurden meine Ausflüge immer größer.
Manchmal begleiteten mich meine Freunde aus der Nachbarschaft doch, vor allem wenn ich größere Streifzüge vorhatte, ging ich alleine.
Am liebsten ging ich in die Wälder. Die Geräusche des Waldes gefielen mir. Das Rascheln der Blätter, knackendes Holz, fallende Blätter,  Vögel, kleine Lichtungen durch die die Sonne die Haut wärmte, die Gräser wogten wie die Wellen des Meeres, Insekten schienen einen ewigen Tanz zu tanzen.
Oft sah ich auch Tiere.
Eichhörnchien die so schnell und wendig wahren, das man kaum mit dem Auge folgen konnte oder Rehe die sich so leise bewegten das man sie nicht hören konnte.
Ab und an sah ich auch Wölfe. Auch wenn sie meist nur kurz zu sehen wahren, wie ein drohender Schatten.

Ich war so fasziniert von diesem "Abenteuer", dass ich ab und an die Zeit vergaß. Dann gab es Ärger zuhause. Dennoch hörte ich nicht auf. Benutze ich die erste Zeit noch Pfade, manche etwas breiter, andere kaum erkennbar, so führte mich mein Weg mit der Zeit immer mehr abseits aller Pfade.
Doch verirrte ich mich nie. Manchmal wunderte ich mich selbst.




Mit der Zeit lernte ich auch immer besser die Spuren der Tiere zu unterscheiden und konnte mich immer näher an sie heranschleichen. Meistens nur um sie zu beobachten. Manchmal Jagte ich auch und brachte die Beute mit nachhause.
Wenn ich da an Mutters Kanienchieneintopf denke, mit Rüben und Kartoffeln. Es gibt nichts besseres.

Eines Tages folgte ich einer Wildschweingruppe. Ich schlich mich immer näher heran. Direkt vor mir waren sie mit einigen jungen Ferkeln. Auf einmal raschelte es rechts von mir. Und herbei gerannt kam der größte Eber den ich je gesehen habe. Sein tiefes Grunzen erschien mir in diesem Moment wie ein fernes Donnergrollen. Entsetz erkannte ich das es der Einäugige Eber  war von dem Vater schon erzählt hatte. Dieser Eber hatte schon oft die Felder verwüstet, auch bei den Nachbarn. Sie hatten sogar schon versucht ihn zu Jagen, ohne Erfolg. Vater und die Nachbarn hatten sogar schon überlegt, offiziell bei der Regierung um Hilfe anzufragen.
Und genau dieser Eber raste auf mich zu.
Schon war er bei mir. Im letzten Moment konnte ich mich aus meiner Erstarrung befreien und warf mich zur Seite. Ohne diese Bewegung hätte er mich voll erwischt und ich könnte heute wohl nicht mehr dies Zeilen schreiben.
So streifte er mich nur, was aber genügte um mich gute 3 Meter wegzuschleudern und an den nächsten Baum prallen ließ.
Die Luft wurde mir so hart aus dem Leib gepresst, dass ich nicht mal aufschreien konnte. Nur ein dumpfes "ufff" war zu hören.
An diesem Tag habe ich gelernt, dass das Sprichwort "Ich habe Sterne gesehen" durchaus zutreffen kann.
Als ich Äste knacken hört fixierte ich endlich wieder den Eber und sah zu meinem Entsetzen wie der Eber wendete und erneut Anlauf nahm.
Schwankend stand ich auf und sprang mit aller kraft an dem Baum hoch und bekam einen Ast zu fassen, zog mich hoch und klammerte mich an dem Baum fest.
Das Grunzen des Ebers hatte in meinen Ohren beinahe etwas enttäuschendes.
Eine Zeitlang kreiste er noch um den Baum dann verschwand er mit den anderen Wildschweinen im Wald.

Erst jetzt merkte ich wie mir etwas warmes am Bein runterlief. Als ich runterschaute sah ich das Blut. Es tat ganz schön weh. Die riesigen Hauer des Eber hatten mich doch gestreift.
Aus Angst vor dem Eber wartete ich trotzdem noch eine halbe Stunde und hoffte nicht zu verbluten.

Endlich ließ ich mich wieder den Baum herunter und kam mit einem lauten "Autsch" auf dem Boden an. Ich versuchte mir einen notdürftigen Verband zu machen, nicht das ich davon Ahnung gehabt hätte und humpelte langsam in Richtung meines zuhause.
Noch nie kam mir den Weg so lange vor und mir wurde auch immer schwindliger ....

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