Samstag, 20. April 2013

Wandel (Teil 5)

Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug.
Ich half auf dem Hof mit aller Kraft und versuchte meine Familie so gut es ging zu unterstützen.
Ausflüge machte ich keine mehr. Zum einen gab es zu viel zu tun auf dem Hof. Zum anderen hatte unser Hof auf einmal etwas sehr kostbares für mich. War er mir früher zu klein und zu langweilig kostete ich nun jede Minute aus.
Also fütterte ich die Tieder, half Vater auf den Feldern und sogar das Bearbeiten von leder und Wolle, zusammen mit Mutter, machte mir Spaß.
Nun durfte ich mit Vater sogar Abends einen Humpen Bier trinken. Jeden Abend saßen wir von dem Haus auf einer Holzbank, tranken das Bier und Vater redete. Er erzählte Geschichten über meine Kindheit, oder über den Hof, auch aus zeiten vor meiner Geburt. Auch sparte er nicht mit guten Ratschlägen.
Mutter nahm mich in der Zeit sehr oft in den Arm, gerade so als sei ich wieder ein kleiner Junge.
Ansonsten verbrachte sie viel Zeit damit meine Kleidung auszubessern. Schließlich solle ich anständig aussehen wenn ich den Hof verlassen würde, meinte sie immer wieder.

So vergingen die Tage und am letzten Abend kochte Mutter ein besonderes Essen. Zwei unserer Hühner wurden geschlachtet und knusprig gebacken. Dazu gab es Kartoffeln, Kohl und Rüben und eine riesen Portion Salat. Alles von unserem Hof.
Niemals zuvor habe ich so viel gegessen. Aber es war einfach köstlich.
Nach dem Essen führten mich Mutter und Vater zum Stall. Sie meinten sie hätten eine Überraschung für mich. Als ich in den Stall trat bekam ich große Augen. Da stand tatsächlich ein junger Esel, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie schenkten ihn mir. Ich könne auf ihn reiten oder ihn als Lasttier nutzen.
Ich war sehr gerührt. Man muss bedenken das ein Esel zu kaufen, eine Ausgabe war die sich meine Eltern eigentlich nicht leisten konnten. In dem Moment wußte ich nicht was ich sagen sollte.
Mit einem Kloss im Hals brachte ich ein "Danke" gerade so heraus.
Mutter meinte ich solle ihn einige  Tage beobachten und dann einen passenden Namen für ihn finden.

Nach einer unruhigen Nacht, in der ich wenig Schlaf fand, wachte ich am nächsten morgen Hundemüde auf.
Zum frühstück gab es kalt, die Reste des essens vom Vorabend.
Vater hatte meine wenigen Habseligkeiten schon auf den Esel gepackt. Dieser wartete bereits geduldig auf mich, als meine Eltern und ich vor dem Haus standen und uns verabschiedeten.
Vater meinte:
"Pass gut auf dich auf, tu was man dir sagt und mach uns stolz auf dich"
Mutter weinte die ganze Zeit und meinte:
"Besuche uns wann immer du darfst und vergiss uns nicht und halte dich immer schön warm"

Irgend wann nahm ich dann die Zügel des Esels und führte ihn hinter mir her, als ich den Hof meiner Familie verließ. Mit hängenden Schulter machte ich mich auf den Weg.
Ich schaffte es nicht zurück zu schauen.
In diesem Moment fühlte ich nichts von meiner Abenteuerlust, die ich schon unzählige male, bei meinen Streifzügen, verspührte .....



Freitag, 12. April 2013

Wandel (Teil 4)

Folgendes geschah.
Eines schönen Frühlingstages ging ich mit meinen Eltern auf den Wochenmarkt unseres Dorfes, mit saubere Kleidung und frisch gewaschen.
Wir wollten einige unserer Kartoffeln verkaufen und Vater wollte, möglichst günstig, etwas neues Werkzeug erkaufen und Mutter wollte einen Beutel Salz bekommen.
Man muss sich eine kleine Gemeinde vorstellen, die sich ein mal in der Woche, auf einen Mark trifft, Waren verkauft, Essen  anbietet, der ein oder andere fahrende Musiker oder Geschichtenerzähler bietet seine Dienste an, die Kinder tollen herum. es werden Neuigkeiten ausgetauscht und auch hübsche, unverheiratete Frauen gibt es zu bewundern.

Wir schlenderten also über den Markt. Vater sprach immer wieder mit einigen der Nachbarn, Neuigkeiten wurden ausgetauscht, Mutter inspizierte jeden Stand genau und ich traf einige meiner Freunde.

Da bemerkte ich wie in einer Ecke des Marktes das Stimmengewirr lauter wurde. Also ich hin sah bemerkte ich die Priester.
Auch wenn ihre Roben schlicht waren, so  wirkten sie doch recht Respekteinflösend.
Die meisten der anwesenden senkten ihr Haupt wenn die Prister an ihnen vorbei liefen. Diese schauten sich um und lächelten freundlich und doch auch würdevoll.

Bei jungen Frauen und Männern hielten sie an und hielten die flache Hand über deren Stirn. Dann schlossen sie die Augen für einige Momente und gingen dann weiter oder übergaben selten eine vorgefertigte Schriftrolle.

Ich hatte schon von dieser Vorgehensweise gehört. So wurden die jenigen meines Volkes ausgesucht deren Bestimmung es war im Dienst für das Volk zu treten.
Ich beobachtete das Geschehen so gebannt, dass ich gar nicht merkte wie die Prozession sich mir immer weiter näherte, bis sie plötzlich vor mir standen.
Einer der Priester erblickte mich, blieb stehen und hielt dann seine flache Hand über meine Stirn. Dann schloss er seine Augen.
Ich war starr vor Schreck und wagte kaum zu atmen.
Einige Momente später verschwand die Hand des Priesters unter seinem Gewand, er öffnete die Augen und sprach mit ruhiger Stimme.
"Nun da haben wir ja wieder einen"
Er gab mir eine Schriftrolle und meinte.
"Folge den Anweisungen und tu deine Pflicht für dein Volk"
Dann gingen sie weiter.
Ziemlich verdattert schaute ich auf das Schriftstück und konnte nicht glauben was gerade geschehen war.
Ich öffnete die Schriftrolle, dank meiner Mutter konnte ich ja recht gut lesen, und begann die wenigen Zeilen zu lesen.

Den Gesetzen und Traditionen unseres Volkes zufolge,
wurdest du auserwählt in den Dienst deines Landes zu treten.
Alle anderen Verpflichtungen sind somit hinfällig.
Komme zum übernächsten Vollmond "zum Alten".
Dort wird es ein Fest geben.
Während der Zeromonie der Bestimmung wird
"der Alte" dich deiner Aufgabe zuführen.
Nach diesem Abend wird deine entsprechende Ausbildung beginnen.





Da kamen auch schon Mutter und Vater, die nun wohl auch mitbekommen hatten was geschehen war. Mutter schaute recht traurig und flüsterte einige male ein:
"Oh nein, oh nein ..."
Selbst Vater schaute recht finster. Er nahm Mutter in den Arm und meinte leise zu ihr:
"Es wird schwierig werden ohne Ihn. Aber es ist Gesetz  und auch eine Ehre für unsere Familie."



Montag, 8. April 2013

Erinnerungen (Teil 3)

Endlich kam ich wankend zuhause an. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mich an einem Lächeln, was wir jedoch nicht so ganz gelang.
Mutter lies vor Schreck den Besen fallen und schrie erschrocken auf.
Ich legte mich ins Bett, ehrlich gesagt hätte ich mich auch nicht viel länger aufrecht halten können, und Mutter reinigte die Wunde und versorgte sie.
So kam ich auch zu meiner ersten Narbe. Einige würden noch folgen aber das wusste ich damals natürlich noch nicht.
2 Tage lang lag ich mit Fieber da. In meinen Fieberträumen sah ich immer wieder gigantische Hauer auf mich zurasen. Man ging es mir schlecht. Das einzige gute an der Sache war, dass ich nicht sehr viel von Vaters Strafpredigt mitbekommen hatte.

Nach einigen Tagen und scheinbar unzähligen Suppen von Mutter konnte ich wieder aufstehen. Vaters Strafe war, dass ich 4 Wochen den Hof nicht verlassen dürfte. Ich fühlte mich wie ein Gefangener. Nur Arbeiten auf den Hof, essen und schlafen. Immer wieder ging mein Blick in die Ferne und manchmal schien es mir als höre ich ein Rascheln von Blättern, die mich rufen würden.
Aber wie einst der harte Winter, verging auch diese, für mich schwere Zeit.
Die Zeit verging, natürlich machte ich wieder meine Ausflüge, doch "Einauge" begegnete ich zum Glück nicht mehr

Als ich 20 Jahre alt war kam einer der Priester unseres Volkes in unser Dorf. Diese "sehenden Männer" suchen nach berufenen Männern und Frauen im Alter zwischen 18  und 21 Jahren. Sie sind tief verbunden mit den Naturgöttern und handeln in Offiziellen Auftrag. Sie suchen nach jungen Personen die von den Naturgöttern ausgewählt sind, in den Dienst für ihr Volk zu treten, sei es als Heiler, als Leibgarde für die Herrscher, als Mitglied der Jägereinheiten die unsere Grenzen und unser Land beschützen, oder auch anderes.
Ich hätte nie geahnt wie dieser Tag mein Leben verändern sollte .....

Samstag, 6. April 2013

Erinnerungen (Teil: 2)

In der wenigen Freizeit die ich hatte, wurden meine Ausflüge immer größer.
Manchmal begleiteten mich meine Freunde aus der Nachbarschaft doch, vor allem wenn ich größere Streifzüge vorhatte, ging ich alleine.
Am liebsten ging ich in die Wälder. Die Geräusche des Waldes gefielen mir. Das Rascheln der Blätter, knackendes Holz, fallende Blätter,  Vögel, kleine Lichtungen durch die die Sonne die Haut wärmte, die Gräser wogten wie die Wellen des Meeres, Insekten schienen einen ewigen Tanz zu tanzen.
Oft sah ich auch Tiere.
Eichhörnchien die so schnell und wendig wahren, das man kaum mit dem Auge folgen konnte oder Rehe die sich so leise bewegten das man sie nicht hören konnte.
Ab und an sah ich auch Wölfe. Auch wenn sie meist nur kurz zu sehen wahren, wie ein drohender Schatten.

Ich war so fasziniert von diesem "Abenteuer", dass ich ab und an die Zeit vergaß. Dann gab es Ärger zuhause. Dennoch hörte ich nicht auf. Benutze ich die erste Zeit noch Pfade, manche etwas breiter, andere kaum erkennbar, so führte mich mein Weg mit der Zeit immer mehr abseits aller Pfade.
Doch verirrte ich mich nie. Manchmal wunderte ich mich selbst.




Mit der Zeit lernte ich auch immer besser die Spuren der Tiere zu unterscheiden und konnte mich immer näher an sie heranschleichen. Meistens nur um sie zu beobachten. Manchmal Jagte ich auch und brachte die Beute mit nachhause.
Wenn ich da an Mutters Kanienchieneintopf denke, mit Rüben und Kartoffeln. Es gibt nichts besseres.

Eines Tages folgte ich einer Wildschweingruppe. Ich schlich mich immer näher heran. Direkt vor mir waren sie mit einigen jungen Ferkeln. Auf einmal raschelte es rechts von mir. Und herbei gerannt kam der größte Eber den ich je gesehen habe. Sein tiefes Grunzen erschien mir in diesem Moment wie ein fernes Donnergrollen. Entsetz erkannte ich das es der Einäugige Eber  war von dem Vater schon erzählt hatte. Dieser Eber hatte schon oft die Felder verwüstet, auch bei den Nachbarn. Sie hatten sogar schon versucht ihn zu Jagen, ohne Erfolg. Vater und die Nachbarn hatten sogar schon überlegt, offiziell bei der Regierung um Hilfe anzufragen.
Und genau dieser Eber raste auf mich zu.
Schon war er bei mir. Im letzten Moment konnte ich mich aus meiner Erstarrung befreien und warf mich zur Seite. Ohne diese Bewegung hätte er mich voll erwischt und ich könnte heute wohl nicht mehr dies Zeilen schreiben.
So streifte er mich nur, was aber genügte um mich gute 3 Meter wegzuschleudern und an den nächsten Baum prallen ließ.
Die Luft wurde mir so hart aus dem Leib gepresst, dass ich nicht mal aufschreien konnte. Nur ein dumpfes "ufff" war zu hören.
An diesem Tag habe ich gelernt, dass das Sprichwort "Ich habe Sterne gesehen" durchaus zutreffen kann.
Als ich Äste knacken hört fixierte ich endlich wieder den Eber und sah zu meinem Entsetzen wie der Eber wendete und erneut Anlauf nahm.
Schwankend stand ich auf und sprang mit aller kraft an dem Baum hoch und bekam einen Ast zu fassen, zog mich hoch und klammerte mich an dem Baum fest.
Das Grunzen des Ebers hatte in meinen Ohren beinahe etwas enttäuschendes.
Eine Zeitlang kreiste er noch um den Baum dann verschwand er mit den anderen Wildschweinen im Wald.

Erst jetzt merkte ich wie mir etwas warmes am Bein runterlief. Als ich runterschaute sah ich das Blut. Es tat ganz schön weh. Die riesigen Hauer des Eber hatten mich doch gestreift.
Aus Angst vor dem Eber wartete ich trotzdem noch eine halbe Stunde und hoffte nicht zu verbluten.

Endlich ließ ich mich wieder den Baum herunter und kam mit einem lauten "Autsch" auf dem Boden an. Ich versuchte mir einen notdürftigen Verband zu machen, nicht das ich davon Ahnung gehabt hätte und humpelte langsam in Richtung meines zuhause.
Noch nie kam mir den Weg so lange vor und mir wurde auch immer schwindliger ....

Freitag, 5. April 2013

Erinnerungen (Teil: 1)

Meine Eltern sind einfache Leute, Bauern um genau zu sein.
Als ich ein Kind war hatten wir einige Schweine und Schafe, 3 Kühe und 4 Felder. Mutter brachte mir Lesen bei. Schreiben konnte ich kaum dafür aber ganz gut rechnen.
Natürlich wollte ich immer lieber spielen. Drachen habe ich gejagt in meiner Fantasie und Schurken zur Strecke gebracht, oder mit den Nachbarskindern Fangen gespielt.
Aber Mutter bestand darauf das ich auch was lerne. Jeden Tag 2 Stunden und das obwohl sie viel im Haushalt zu tun hatte. Vater war den ganzen Tag auf dem Hof unterwegs und arbeitete.
Wir waren nicht gerade wohlhabend aber Essen und Kleidung gab es immer.

Mit 15 Jahren musste ich dann auf dem Hof helfen. Jeden Tag um 5 Uhr aufstehen. Das war am Anfang sehr hart. Morgens bekam ich kaum meine Augen auf und Abends konnte ich mich kaum noch bewegen und viel erschöpft in mein Bett.
Doch nach 1 - 2 Jahren merkte ich das meine Kraft und Ausdauer zu nahm. Mutter lachte oft und meinte ich würde ihnen noch die Haare vom Kopf fressen.





Als ich 17 Jahre alt war hatten wir einen langen und harten  Winter. Beinahe ein Drittel unserer Tiere starb.
In den vielen kalten Wochen des Winters, als es  auf dem Hof kaum etwas zu tun gab begann Mutter mir die Verarbeitung von Leder und Wolle beizubringen. Wir verarbeiteten nämlich fast alles von unseren Tieren selbst. Fleisch, Leder, Wolle, selbst einige der Knochen wurden verarbeitet.
Zunächst lehnte ich es ab, mir von Mutter die Verarbeitung der Leder und Wolle beibringen zu lassen. Schließlich war das damals für mich Frauenarbeit. So diskutierte ich mit Mutter einige Tage lang und weigerte mich strikt.
Nach einigen Tagen genügt es meinen Vater und mit einem strengen Blick sagte er:
"Tu was deine Mutter sagt."
Also begann ich murrend das Verarbeiten der Stoffe zu lernen, Tag für Tag.
Was war ich doch damals für ein dummer Junge.

Vater der in dieser kalten Zeit viel im Haus war und seine Zeit mit Pfeife rauchen und ab und an einen schluck seines Selbstgebrauten, schimpfte oft über den harten Winter, dass die Zeiten allgemein immer schlechter würden und über diese Kriegstreiber im Osten.

Doch selbst der längste Winter endet einmal und es  wurde Frühling und ich musste wieder mit Vater den Hof bewirtschaften. Nicht das mich das von meinen Übungen mit meiner Mutter befreite.
Tja ein hartes Leben und die Tage flogen nur so dahin.

Als ich 18 Jahre alt war merkte ich wie mir der Hof und die Umgebung zu klein wurden .......